An die Drehbuchautoren
Im Netz gibt es seit dem 29.03.2012 einen offenen Brief von 51 Drehbuchautoren des Tatorts an Grüne, Piraten, Linke und die Netzgemeinde. Hier der Bericht auf Heise, hier die Antwort vom CCC.
Darin kritisieren sie die Haltung von diesen zum Urheberrecht.
Als Mitglied der Netzgemeinde habe ich mir die Freiheit genommen, am 31.03.2012 zu antworten.
Wenn jemand was dazu sagen mag, gerne Mail an mich oder ins Kommentar.
Hier meine Antwort:
=====
Sehr geehrte Drehbuchautoren der ARD,
mit Befremden las ich heute Morgen ihren offenen Brief an mich. Auch erscheint es mir sehr seltsam, dass Sie ihren Brief nur an drei Parteien gerichtet haben, während Sie andere explizit ausgespart haben (wie die regierenden und die ehemalige regierende). Dies wirft ein politisches Licht auf Ihren Brief.
Aber gehen wir mal auf Ihre Argumente ein.
Sie bemängeln beispielsweise die Forderungen nach kostenlosem Zugang zu Kunst. Eine Frage an Sie: Wer soll Ihre Werke noch schauen können? Wenn Sie Nachrichten verfolgen sollten, dann haben Sie heute Morgen (30.03.) mitbekommen, dass immer mehr junge Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt werden. Parallel dazu sind im Hartz IV-Satz 39,96 Euro vorgesehen für „Freizeit, Kultur und Unterhaltung“. Ich weiß, dass Sie sich mit solchen Sätzen wohl eher nicht beschäftigen, aber wenn Sie von 39,96 € 17,98 € GEZ-Gebühr abrechnen, um ihre Werke überhaupt empfangen zu können, bleibt schon mal die Hälfte auf der Strecke. Und waren Sie in letzter Zeit mal im Kino? Ich meine außerhalb von Verleihungen, Kinofestivals und sonstigen Einladungen? Dort gibt es eine neue Masche, genannt 3D, um den Menschen noch mehr Geld abzuknöpfen. Da muss man mittlerweile ~12 € (Kinopolis) bezahlen, wenn man einen Film zwischen Donnerstag und Sonntag sehen möchte. Blöd wird’s, wenn dann noch Kinder dazu kommen. Aber ich denke, da haben Sie wenig Mitleid. Das Lustige dabei ist, dass an anderen, ungerechten Stellen die Kultur immens subventioniert wird. Nehmen wir Berlin. Dort wird ein Ticket der Staatsoper mit 248 Euro gefördert. Dafür muss dann die Allgemeinheit herhalten und das Land sich verschulden. Ich denke, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass die Hartz IV Empfängerin sich das eh nie leisten kann, denn das kleinste Ticket kostet dort schon mehr, als sie zur Verfügung hat. Daher noch mal die Frage an Sie: Wer soll sich ihr Schaffen noch anschauen?
Auch zum Thema Finanzen passt die Politik Ihres Gebühreneintreibers, denn da wird’s dann besonders lustig. Haben Sie sich mal mit der GEZ beschäftigt? Wenn nein, dann machen Sie das mal. Im Internet gibt es genug Seiten, auf denen sie sich informieren können, wie und mit welch unsozialen und fragwürdigen Mitteln Ihr Geld eingetrieben wird. Auch die Ausgaben der öffentlich rechtlichen sind sehr fragwürdig. Bei meinen Recherchen fand ich neben den bekannt-abstrusen Gehälter für Günther Jauch (pro Sendeminute 4487€), Anne Will, (pro Sendeminute 3164€) und Monika Lierhaus (450.000€/Jahr) auch den Verdienst von Ihnen, liebe „arme“ Drehbuchautoren. Demnach geht man davon aus, dass sie für jede Sendung 36.000€ erhalten. Das ist mehr, als die meisten Arbeitnehmer im Jahr verdienen. Sie argumentieren also von einem sehr sanften Polster aus.
Auch lustig, um nicht zu sagen lächerlich, ist das Argument mit den Schutzfristen. Ich weiß nicht, für wen Sie argumentieren, für die Musikindustrie, für die Rechteinhaber oder für sich selbst? 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers sind seine Werke immer noch geschützt. Sie haben da mit ihren Lobbyisten gemeinsam gute Arbeit geleistet. Denn als die Werke von Beatles und co. aufgrund der 50 jährigen Frist auslaufen sollten, haben ihre bezahlten Politikmacher dafür gesorgt, dass diese Fristen um 20 Jahre verlängert werden. Man darf gespannt sein, was bei Ablauf dieser Frist passieren wird.
Zur Konkurrenzfähigkeit und dass Ihre Werke bezahlt werden muss ich sagen, dass dieses Argument ein sehr hohles ist. Denn soweit ich weiß, müssen sich Ihre Werke keinerlei Konkurrenzdruck aussetzen. Denn Sie werden aus den Gebühren finanziert, welche die GEZ von jedem Bürger einzieht, egal, ob er das möchte oder nicht. Von daher gehört jedem Bürger Ihr Werk, weil er dafür monatlich bezahlen muss, damit Sie an einer Folge so viel verdienen, wie die meisten nicht im Jahr! Wenn also jemandes Werk Allgemeingut ist, dann Ihres.
Auch Ihr Vorgehen gegen Schwarzseher, Downloader, Internetplattformen, Blogs und gegen die Freiheit im Internet ist alles andere als korrekt. In letzter Zeit hat sich eine große Abmahn-Industrie etabliert, die mit willkürlichen bis berechtigen Abmahnungen alles beschießt, was nicht in Deckung geht. Dabei werden riesige Summen als Streitwert festgelegt mit dem Ziel, dass der getroffene keine Chance hat, sich gegen Ihre Milliardenindustrie zur Wehr zu setzen. Sie und Ihre Gebühreneintreiber verletzen zudem massiv die Grundrechte in diesem Land, indem Sie versucht haben, bestimmte Wörter im Internet verbieten zu lassen. Zudem kommt bald die neue Gebührenordnung, nach der Vermieter zu Blockwarten gemacht werden und jeder Umzug gemeldet und begründet werden muss. Auch ich rechne mit Repressalien, daher werde ich die Email nicht mit meinem richtigen Namen unterschreiben. Sie können mich aber dennoch gerne auf meinem Blog erreichen.
Alles in allem muss ich sagen, dass Ihre Kritik an der Realität weit vorbei geht. Sie sollten sich an einem fruchtbaren Dialog beteiligen und nicht mit Ihren Lobbyisten einseitig die Fristen verlängern. Ihr Brötchenbezahler hat bald die Befugnisse für die Durchleuchtung der Bürger und das ganz legal. Die Vorgehensweise Ihrerseits gegen Ihre Gebührenzahler macht Sie auch nicht gerade beliebt. Alles in allem ist Ihre Vorgehensweise nicht grade richtig. Die Suche nach einem Dialog hingegen finde ich persönlich sehr gut. Aber überlegen Sie erst mal, was sie falsch machen, bevor Sie dem Großteil der Bevölkerung Vorwürfe für deren Verhalten machen. Vielleicht liegt es auch an den Rahmenbedingungen, die Sie mit diktieren?
Mit freundlichen Grüßen,
Glückspirat
Piratenbucht.twoday.net
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Darin kritisieren sie die Haltung von diesen zum Urheberrecht.
Als Mitglied der Netzgemeinde habe ich mir die Freiheit genommen, am 31.03.2012 zu antworten.
Wenn jemand was dazu sagen mag, gerne Mail an mich oder ins Kommentar.
Hier meine Antwort:
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Sehr geehrte Drehbuchautoren der ARD,
mit Befremden las ich heute Morgen ihren offenen Brief an mich. Auch erscheint es mir sehr seltsam, dass Sie ihren Brief nur an drei Parteien gerichtet haben, während Sie andere explizit ausgespart haben (wie die regierenden und die ehemalige regierende). Dies wirft ein politisches Licht auf Ihren Brief.
Aber gehen wir mal auf Ihre Argumente ein.
Sie bemängeln beispielsweise die Forderungen nach kostenlosem Zugang zu Kunst. Eine Frage an Sie: Wer soll Ihre Werke noch schauen können? Wenn Sie Nachrichten verfolgen sollten, dann haben Sie heute Morgen (30.03.) mitbekommen, dass immer mehr junge Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt werden. Parallel dazu sind im Hartz IV-Satz 39,96 Euro vorgesehen für „Freizeit, Kultur und Unterhaltung“. Ich weiß, dass Sie sich mit solchen Sätzen wohl eher nicht beschäftigen, aber wenn Sie von 39,96 € 17,98 € GEZ-Gebühr abrechnen, um ihre Werke überhaupt empfangen zu können, bleibt schon mal die Hälfte auf der Strecke. Und waren Sie in letzter Zeit mal im Kino? Ich meine außerhalb von Verleihungen, Kinofestivals und sonstigen Einladungen? Dort gibt es eine neue Masche, genannt 3D, um den Menschen noch mehr Geld abzuknöpfen. Da muss man mittlerweile ~12 € (Kinopolis) bezahlen, wenn man einen Film zwischen Donnerstag und Sonntag sehen möchte. Blöd wird’s, wenn dann noch Kinder dazu kommen. Aber ich denke, da haben Sie wenig Mitleid. Das Lustige dabei ist, dass an anderen, ungerechten Stellen die Kultur immens subventioniert wird. Nehmen wir Berlin. Dort wird ein Ticket der Staatsoper mit 248 Euro gefördert. Dafür muss dann die Allgemeinheit herhalten und das Land sich verschulden. Ich denke, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass die Hartz IV Empfängerin sich das eh nie leisten kann, denn das kleinste Ticket kostet dort schon mehr, als sie zur Verfügung hat. Daher noch mal die Frage an Sie: Wer soll sich ihr Schaffen noch anschauen?
Auch zum Thema Finanzen passt die Politik Ihres Gebühreneintreibers, denn da wird’s dann besonders lustig. Haben Sie sich mal mit der GEZ beschäftigt? Wenn nein, dann machen Sie das mal. Im Internet gibt es genug Seiten, auf denen sie sich informieren können, wie und mit welch unsozialen und fragwürdigen Mitteln Ihr Geld eingetrieben wird. Auch die Ausgaben der öffentlich rechtlichen sind sehr fragwürdig. Bei meinen Recherchen fand ich neben den bekannt-abstrusen Gehälter für Günther Jauch (pro Sendeminute 4487€), Anne Will, (pro Sendeminute 3164€) und Monika Lierhaus (450.000€/Jahr) auch den Verdienst von Ihnen, liebe „arme“ Drehbuchautoren. Demnach geht man davon aus, dass sie für jede Sendung 36.000€ erhalten. Das ist mehr, als die meisten Arbeitnehmer im Jahr verdienen. Sie argumentieren also von einem sehr sanften Polster aus.
Auch lustig, um nicht zu sagen lächerlich, ist das Argument mit den Schutzfristen. Ich weiß nicht, für wen Sie argumentieren, für die Musikindustrie, für die Rechteinhaber oder für sich selbst? 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers sind seine Werke immer noch geschützt. Sie haben da mit ihren Lobbyisten gemeinsam gute Arbeit geleistet. Denn als die Werke von Beatles und co. aufgrund der 50 jährigen Frist auslaufen sollten, haben ihre bezahlten Politikmacher dafür gesorgt, dass diese Fristen um 20 Jahre verlängert werden. Man darf gespannt sein, was bei Ablauf dieser Frist passieren wird.
Zur Konkurrenzfähigkeit und dass Ihre Werke bezahlt werden muss ich sagen, dass dieses Argument ein sehr hohles ist. Denn soweit ich weiß, müssen sich Ihre Werke keinerlei Konkurrenzdruck aussetzen. Denn Sie werden aus den Gebühren finanziert, welche die GEZ von jedem Bürger einzieht, egal, ob er das möchte oder nicht. Von daher gehört jedem Bürger Ihr Werk, weil er dafür monatlich bezahlen muss, damit Sie an einer Folge so viel verdienen, wie die meisten nicht im Jahr! Wenn also jemandes Werk Allgemeingut ist, dann Ihres.
Auch Ihr Vorgehen gegen Schwarzseher, Downloader, Internetplattformen, Blogs und gegen die Freiheit im Internet ist alles andere als korrekt. In letzter Zeit hat sich eine große Abmahn-Industrie etabliert, die mit willkürlichen bis berechtigen Abmahnungen alles beschießt, was nicht in Deckung geht. Dabei werden riesige Summen als Streitwert festgelegt mit dem Ziel, dass der getroffene keine Chance hat, sich gegen Ihre Milliardenindustrie zur Wehr zu setzen. Sie und Ihre Gebühreneintreiber verletzen zudem massiv die Grundrechte in diesem Land, indem Sie versucht haben, bestimmte Wörter im Internet verbieten zu lassen. Zudem kommt bald die neue Gebührenordnung, nach der Vermieter zu Blockwarten gemacht werden und jeder Umzug gemeldet und begründet werden muss. Auch ich rechne mit Repressalien, daher werde ich die Email nicht mit meinem richtigen Namen unterschreiben. Sie können mich aber dennoch gerne auf meinem Blog erreichen.
Alles in allem muss ich sagen, dass Ihre Kritik an der Realität weit vorbei geht. Sie sollten sich an einem fruchtbaren Dialog beteiligen und nicht mit Ihren Lobbyisten einseitig die Fristen verlängern. Ihr Brötchenbezahler hat bald die Befugnisse für die Durchleuchtung der Bürger und das ganz legal. Die Vorgehensweise Ihrerseits gegen Ihre Gebührenzahler macht Sie auch nicht gerade beliebt. Alles in allem ist Ihre Vorgehensweise nicht grade richtig. Die Suche nach einem Dialog hingegen finde ich persönlich sehr gut. Aber überlegen Sie erst mal, was sie falsch machen, bevor Sie dem Großteil der Bevölkerung Vorwürfe für deren Verhalten machen. Vielleicht liegt es auch an den Rahmenbedingungen, die Sie mit diktieren?
Mit freundlichen Grüßen,
Glückspirat
Piratenbucht.twoday.net
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Glückspirat - 31. Mär, 14:32